Metamorphose

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Das vermutlich Persönlichste, das ich jemals geschrieben habe. Rohfassung. Unkorrigiert. Über das Weiterleben. 22.01.2012.
zuerst sagen sie, das leben geht weiter …. aber du spürst es nicht, alles steht still in dir, ist dumpf und leer, bis auf die massiv zähe masse, um dich herum (das meinen sie wohl mit leben), die dich weiterzieht, an dir zerrt, obwohl du nicht möchtest, die dich in einer eigenen art von automatismus, dinge erledigen lässt, allein, weil du zu schwach bist, dich dagegen aufzulehnen.
dann sagen sie, du wirst sehen, es wird wieder ….. WAS bitte wird wieder? was heisst wieder? es gibt kein wieder ….. alles ist anders, fremd, wieder ist ….. sorry, nicht möglich! wieder ist ABGESCHNITTEN.
ich sehe kein wieder. die überprüfung meiner kontaktlinsen ergibt, dass es daran wohl nicht gelegen sein kann. es muss also irgendwie etwas mit neuer SICHTWEISE zu tun haben…..
dann beobachten sie dich. suchen das altbekannte, vertraute in dir (es ist nicht so, dass du das nicht auch tun würdest, aber du findest in der kategorie “altbekannt, vertraut” leider nur erinnerungen, die unwiderruflich vergangen sind, und diese persönlichkeitsanteile können nicht so einfach wiedererweckt werden), das positive – das wird belohnt. die andere seite (die kommt, wenn du die erinnerungen ausblendest, versuchst, alles hinter dir zu lassen, aufzustehen, und weiterzugehen – OHNE!….. ), der schmerz, die trauer, das verstehen wollen, hinterfragen, ergründen wollen verhallt unbeantwortet, unkommentiert, ebenso, wie das auslösende ereignis an sich in einer art kaltem, distanzierten, manchmal nahezu peinlich berührtem (tot)schweigen. die gefahr, zum pawlowschen hund zu degradieren liegt nahe. ich sage: das leben ist schön! hey, alle schreien hurra. ich sage: es tut weh! – und es ist in einen großen leeren raum hineingesagt, die worte entschwinden kurz nachdem sie ausgesprochen wurden ins nichts……
es wird sehr lange dauern, bis die metamorphose abgeschlossen ist.
ergebnis, endprodukt: unbekannt.
lebensumstände: unbekannt.
menschliche begleiterscheinungen, also freunde, familie: unbekannt.
fazit: das leben geht NICHT weiter! ich muss ES, das leben, mein leben neu erfinden. definieren. erleben.
gehen lernen, stehenbleiben lernen, sprechen lernen. ich habe es nicht VERLERNT. die art, wie ich die rudimentärsten artikulations- und bewegungsformen gelebt habe, ist GESTORBEN. wenn ich jetzt die gleichen rudimentären artikulations- und bewegungsformen in der gleichen weise wie früher ausführe, fühlen sie sich anders als zuvor an. ich muss herausfinden, wie anders, und wie sie sich heute gut und passend anfühlen, und darauf hören, wann mein innerstes, klar nein! sagt.
nur dann habe ich eine chance, MICH wieder zu finden. nicht den menschen, der ich war 1), sondern den menschen, der ich heute BIN.
1) nicht nur ist ein teil des menschen, der ich mal war, in dem moment verstorben, als das leben den körper meines mannes unwiderruflich verlassen hat. annahmen, lebensprinzipien, glauben, hoffnungen …. viele innerliche strukturen, gesetzmäßigkeiten, die den menschen, zu dem machen, der er ist, wurden mitgerissen – in den himmel? in den abgrund? gleich wohin ;-)…..
vieles an mir ist mir vertraut, vieles an mir ist mir fremd, und – mein innerstes wurde so bunt durcheinandergewirbelt, dass mir vieles an mir heute vertraut und GLEICHZEITIG fremd erscheint, völlig losgelöst von den objektiven, aber wie ich hoffe, nicht nur rein mentalen lernprozessen der letzten jahre…..
THERE WAS A CHANGE! – sorry leute, das leben geht nicht einfach weiter, und es wird auch nicht wieder!
das leben an sich, die existenz, geht weiter. muss aber neu definiert werden. und deshalb wird es auch nie wieder …. es wird neu, wenn es wird. wertfrei.
wie schwer oder einfach das ist kann ich noch nicht sagen…..

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