Kindheit. Ein Nachwort.

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In meiner Kindheit wusste ich, was falsch oder richtig war. Es gab Do’s and Dont’s. Verhältnismäßig leicht abzulesen an der gezückten Augenbraue meiner Mutter, und wenn ich die nicht richtig interpretierte, erfolgte die nächste Orientierungsmöglichkeit an der Lautstärke des Vortrages. Das Ende der Skala war – in seltenen Fällen – die berühmt-berüchtigte Watschn.
Der Ausdruck größtmöglicher Hilflosigkeit, wenn das Kind sich so ganz und gar nicht einsichtig gibt, allgemein verbindliche, akzeptierte Regeln des Zusammenlebens zu akzeptieren.
“Wos diskutierst mit dem Kind?” pflegte mein Vater die bemühten, aber oft auch überforderten Versuche meiner Mutter, einen ihrer Meinung nach grundsätzlich anständigen Menschen aus mir zu machen, zu kommentieren.
Für ihn gab es Ja, oder viel öfter Nein, keine Erklärungen, Gespräche, die heile Schwarz-Weiß-Welt des Patriarchen.
So war es ihm beigebracht worden, so lebte er Kindererziehung mehr oder weniger überzeugt.
Meine Mutter hielt seinen Weg für falsch, sie appellierte daher immer wieder an meine kindlich begrenzte Fähigkeit zur Einsicht. Stundenlange Vorträge, uneinsichtige, gefühlszentrierte Bockigkeit des Kindes, also von mir – es schepperte!
Zwischen mir und meiner Mutter, meiner Mutter und meinem Vater, dauernd, und trotzdem hatte ich ein Gerüst von Falsch und Richtig, natürlich noch nicht mein eigenes, aber zumindest eines von außen, in dem ich mich ausprobieren konnte.
 
Heute habe ich selbst ein Kind. Ich habe gelernt das Fehlverhalten meiner Eltern nicht zu billigen, aber mit nachsichtigeren Augen zu sehen. Die hehren Wunschvorstellungen, Vorhaben und Vorsätze mussten der Realität angepasst werden. Hartes Stück Arbeit, kann ich nur sagen.

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